Rich Media: Angemessenheit und Kompatibilität 
Trotz korrekten Einsatzes von Webstandards kann es sein, dass Webinhalte nicht zugänglich sind. Die Gründe sind unterschiedlich:
- Bild- und Multimediaformate enthalten rein visuelle und/oder akustische Inhalte.
- Dynamisch erzeugte Effekte, etwa mit JavaScript oder Flash, können bei eingeschränktem Sehvermögen und in linearen Medien schwierig zu erfassen bzw. zu nutzen sein.
- Kompatibilitätsprobleme zwischen Hilfsmitteln behinderter Nutzer und Plug-ins oder bestimmten Formaten machen den barrierefreien Einsatz dieser Formate problematisch.
Im Web werden sehr unterschiedliche Formate genutzt, die von HTML und PDF über Programmierungen in verschiedenen Sprachen bis hin zu diversen Formaten für Video, Audio, Bilder und andere multimediale Inhalte reichen. Für die Barrierefreiheit spielt vor allem die Kompatibilität mit Ausgabemedien die ausschlaggebende Rolle. Dies bedeutet, dass sowohl die Inhalte nach den Möglichkeiten eines Formats barrierefrei sein müssen als auch die Anwendungen selbst einen barrierefreien Zugang ermöglichen müssen.
Fragen der Kompatibilität ergeben sich oft in Kombination mit Hilfsmitteln behinderter Nutzer, wie Screenreadern oder Vergrößerungssystemen. Bei Formaten wie PDF oder auch Flash und Java-Applets ist die Kommunikation zwischen Objekt und Hilfsmittel nicht immer gewährleistet. Das liegt daran, dass diese Hilfsmittel nicht mit dem Browser, sondern mit einer anderen Anwendung kommunizieren müssen. Obwohl Webanbieter diese Situation kaum beeinflussen können, müssen sie trotzdem die Frage nach der Angemessenheit eines bestimmten Formats stellen.
Die Angemessenheit eines Formats ergibt sich aus den Anforderungen des Inhalts. Texte jeder Art sollten in HTML angeboten werden, weil HTML in Verbindung mit den Browsern die beste Zugänglichkeit erlaubt. PDF kann in bestimmten Fällen wie die Bereitstellung signierter Dokumente das angemessene Format sein: wenn PDF eingesetzt wird, dann ist tagged PDF zu verwenden.
Inhalte wie multimediale Anwendungen können nicht alleine mit standardkonformem HTML umgesetzt werden. In diesen Fällen können Lösungen wie Textabschriften und Synchronisation von Multimedia mit Untertiteln oder Audiodeskription über SMIL weiterhelfen. Und die Möglichkeit, barrierefreie Flash-Inhalte zu erstellen, hat in den letzten Jahren zumindest auf Windows-Systemen große Fortschritte gemacht.
Die folgende Liste fasst die Inhalte der Beiträge im Bereich "Rich Media: Angemessenheit und Kompatibilität" zusammen.
Multimedia hilft (2021)
Mit Multimedia kann die Verständlichkeit von Inhalten gefördert werden — ob ein Gebärdensprachfilm oder ein Erklärvideo, solche Medienalternativen für Text können die verschiedensten Nutzergruppen ansprechen.
Multimedia vermittelt oft eigene Inhalte, die nicht in Textform vorliegen. In solchen Fällen müssen synchronisierte Untertitel, Gebärdensprache und/oder Audiodeskription berücksichtigt werden, um die Multimedia WCAG-konform anzubieten. Dabei ist der Umfang der erforderlichen Maßnahmen abhängig von der angestrebten Konformitätsstufe.
Barrierefreie Gestaltung multimedialer Inhalte mittels SMIL 2.0 in der Theorie und anhand eines Beispiels von Gastautor René Hojas (2004)
Barrierefreiheit (Accessibility) meint in kurzen Worten die allgemeine Zugänglichkeit von Systemen jeder Art, gleichgültig in welcher Situation sich der Nutzer befindet, welche Fähigkeiten und Beeinträchtigungen er hat und welche technischen Beschränkungen es gibt. Diese Diplomarbeit setzt sich mit einem speziellen Bereich der Barrierefreiheit auseinander, und zwar mit der allgemeinen Zugänglichkeit von Präsentationen multimedialer Inhalte sowohl im Internet als auch offline.
Im Rahmen dieser Arbeit werden mehrere Aspekte der Barrierefreiheit herausgearbeitet. Am Beginn wird ein kurzer Überblick über die Vorteile, die das Internet vor allem behinderten Menschen bietet, welche unterschiedlichen Ausprägungen von Beeinträchtigungen es gibt und welche assistiven Technologien im Einzelfall eingesetzt werden können.
Im zweiten Teil wird auf die Barrierefreiheit an sich näher eingegangen. Im Vordergrund stehen dabei die Definition des Begriffes, die beispielhafte Erläuterung einzelner Barrieren beziehungsweise wie diese entfernt werden können sowie die Thematisierung der Vorteile, die eine Beachtung der einschlägigen Richtlinien mit sich bringen.
In der Folge wird das Augenmerk auf die Rahmenbedingungen, auf die entscheidenden Gremien und Empfehlungen des World Wide Web Consortiums (W3C) und auf die aktuelle Implementierung dieser Richtlinien in nationale Gesetzgebungen gerichtet.
Im Hauptteil der Arbeit wird die zentrale Frage erläutert, ob und wie unterschiedliche multimediale Inhalte zugänglich gemacht werden können. In diesem Zusammenhang werden alle wichtigen Multimediaformate, ihre speziellen Probleme einzelne Nutzergruppen betreffend sowie mögliche Lösungen besprochen. Im Zentrum der weiteren Betrachtungen stehen dabei die Möglichkeiten der Synchronized Multimedia Integration Language (SMIL) 2.0.
Diese Sprache ist offizieller W3C-Standard für die Integration, Synchronisation und Präsentation von multimedialen Inhalten und bietet vielfältige Funktionalitäten in Bezug auf Barrierefreiheit. Das Potenzial dieser Technologie wird anhand eines Werkstücks, das Teil dieser Diplomarbeit ist, umgesetzt. Am Ende der Arbeit steht eine Zusammenfassung der Erkenntnisse über die Möglichkeiten, die SMIL 2.0 eröffnet, aber auch der Probleme, die mit einer derart neuen Technologie einhergehen.
Gestaltung barrierefreier PDF (2005)
Um barrierefreie PDF-Dokumente zu erzeugen, kommt es zunächst auf die Verwendung von tagged PDF an, das das Lesen von PDF in alternativen Ausgabemedien wie Screenreadern oder bei individuellen Anpassungen an die visuelle Darstellung ermöglicht. Dabei müssen die Original-Dokumente (z.B. in Microsoft Word oder Adobe Indesign) bereits barrierefrei gestaltet sein, um anschließend barrierefreie PDF-Dokumente exportieren zu können. Eine nachträgliche Bearbeitung von PDF ist auch möglich, ist aber wesentlich aufwendiger.