Barrierefreies Webdesign ein zugängliches und nutzbares Internet gestalten

Ganz andere Wege veröffentlicht in 2009

Potenziale

Grundsätzlich lassen sich Inhalte auf der Grundlage von Webstandards barrierefrei gestalten; Einschränkungen gibt es dann, wenn eine Technik nicht zugänglichkeitsunterstützend ist. In bestimmten Fällen, wenn eine barrierefreie Umsetzung nicht möglich ist, muss der Inhalt in einer zugänglichen Form bereitgestellt werden. In vielen Fällen geht es um einzelne Inhalte, etwa

Unzureichende Unterstützung für Screenreader oder mangelnde Tastaturbedienbarkeit sind eher technischer Natur und benötigen alternative Versionen im Sinne der Konformitätsbedingung 1. Dieser Ansatz wird aber nicht in allen Fällen zielführend sein, denn es gibt komplexe Inhaltstypen wie z.B. Landkarten, die mit den verfügbaren Mitteln der Webgestaltung nicht barrierefrei umgesetzt werden können.

Unzureichend unterstützte Screenreader oder ausschließliche Mausbedienbarkeit sind eher technischer Natur und erfordern alternative Versionen im Sinne der Konformitätsbedingung 1. Aber auch die Einhaltung der Konformitätsbedingung kann ihre Grenzen finden, wenn es um komplexe Inhaltstypen geht, wie z.B. Landkarten. Diese lassen sich mit den verfügbaren Mitteln der Webgestaltung nicht barrierefrei umsetzen.

Komplexität von Inhalten

Landkarten stellen ein besonderes Problem der Barrierefreiheit dar. Es gibt nur wenige Ansätze, die die Zugänglichkeit für blinde Nutzer sicherstellen, zum Beispiel durch zweidimensionale Braille-Displays. Meist sind diese Lösungen sehr teuer und für den "normalen blinden Surfer" unerschwinglich.

Das Problem ist, dass Landkarten nicht nur zweidimensional aufbereitet sind (und in einer linearisierten Ausgabe kaum verständlich gemacht werden können), sondern in jeder Dimension eine Fülle an verschiedenartigen Informationen enthalten. Die zugängliche Gestaltung wird vor allem an der linearisierten Darstellung der Informationen scheitern.

Darstellung der Innenstadt von Dortmund mit allen Points of Interest und Straßennamen Innenstadt mit verschiedenen Informationsebenen (Quelle: Google Earth)

Diese Problematik kann sicher auch auf andere Grafiken übertragen werden, wie etwa Lagepläne oder Schaltpläne, wenngleich die Komplexität der Aufgabenstellung dort etwas abnehmen wird.

Nicht die Zugänglichkeit unterstützende Techniken

Ein weiteres Problem, das bei komplexen Grafiken wie Landkarten auftritt, ist die eingesetzte Technik. Ob solche Grafiken mit Flash oder SVG generiert werden, beide Techniken sind nicht zugänglichkeitsunterstützend.

Und auch wenn beide Techniken zugänglichkeitsunterstützend wären, erscheint die lineare Darstellung komplexer Zusammenhänge kaum lösbar: Landkarten sind vor allem durch sehr viele Informationsebenen wie Symbole, Linien und Farben gekennzeichnet, und die bloße Zugänglichkeitsunterstützung wird das Gesamtbild der Karte kaum wiedergeben können.

Andere Lösungen scheinen sinnvoller:

  1. Bereitstellung von Textalternativen auf der Grundlage von Datenbankabfragen: Sinnvolle Datenbankabfragen und die daraus generierten Texte richten sich nach den Informationen, welche durch die Karten bereitgestellt werden. Beispiel:
    • Eine textliche Beschreibung für eine Anfahrtsskizze oder einen Lageplan.
    • Angabe von Geodaten für geologische Karten.
  2. Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme beim Anbieter: Wenn die zugrunde liegende Informationstechnik die Texthinterlegung nicht ermöglicht, dann muss für die Barrierefreiheit die Erreichbarkeit des Anbieters per Telefon gewährleistet sein.

Experimente

Ein Webauftritt ist manchmal nicht ohne Weiteres barrierefrei zu gestalten. Bestimmte Gegebenheiten, z.B. fehlende Alternativtexte für Grafiken, können zwar in einer Mediendatenbank oder im Quelltext der Seiten eingegeben werden. Aber die Berücksichtigung von mehr Semantik im HTML, die z.B. eine strukturelle Navigation erlaubt, oder der Umbau einer Navigationsleiste, dass sie für alle gut nutzbar wird, kann nicht immer sofort erfolgen. Oft müssen Entwickler CSS erst richtig verstehen lernen — in der Regel braucht ein Entwickler mindestens drei größere CSS-Projekte, bevor die Funktionsweise von CSS richtig ausgeschöpft werden kann.

Es gibt z.B. auf einigen Webauftritten Navigationsmechanismen, die mit JavaScript von der Mausposition abhängige Fly-Out-Menüs erzeugen. Wer Browser ohne JavaScript-Unterstützung einsetzt, JavaScript-Unterstützung aus Sicherheitsgründen deaktiviert hat oder - z.B. bei Mobilitätsbehinderten oder Blinden - eine Maus nicht benutzt, kann diesen Navigationsmechanismus gar nicht verwenden: die Seite ist nutzlos!

Hier wäre die Gelegenheit, in der alternativen Version einen vor allem nutzbaren Navigationsmechanismus zu entwickeln. So können nach und nach die gestalterischen Elemente in einer zugänglichen und nutzbaren Art und Weise in die alternative Version einfließen, bis das Ergebnis das nicht barrierefreie Original ersetzen kann.