Entscheidungsschema für Alternativtexte veröffentlicht in 2017zuletzt bearbeitet in 2022

Grafiken als informative Bilder

Informative Bilder benötigen einen beschreibenden Alternativtext. Falls die empfohlenen 80 Zeichen für den Alternativtext nicht ausreichen, um ein Bild zu beschreiben, kommen folgende ergänzende Techniken in Frage:

• Die Inhalte des Bildes werden im Kontext beschrieben. Je mehr Informationen im Kontext stehen, desto kürzer darf die Textalternative sein. Wird das Bild ausreichend im Kontext beschrieben, kann ein identifizierender Alternativtext eingesetzt werden.
• Es wird eine lange Beschreibung mit dem Bild verknüpft. In der Regel kann dann ein identifizierender Alternativtext für die Grafik eingesetzt werden.

Es wird davon ausgegangen, dass informative Bilder für das Verständnis der Inhalte absolut notwendig sind. Die folgenden Angaben beziehen sich ausschließlich auf nicht-verlinkte Bilder mit informativen Charakter, d.h. solche Bilder mit Informationsgehalt, die im Kontext nicht beschrieben werden. Wenn informative Bilder verlinkt sind, dann handelt es sich um aktive Elemente, die funktionale Textalternativen benötigen.

Anforderungen

Zunächst sehen die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 einige Ausnahmen für beschreibende Textalternativen vor. Für folgende Grafiktypen sind identifizierende Alternativtexte ausreichend (auch wenn damit die Inhalte der Seite in Hilfsmitteln wie Screenreadern nicht vollständig wahrgenommen werden können):

• Bilder, die einer Aufgabe (Test, Prüfung) dienen und – wenn sie in Textform verfügbar wären – die Aufgabe nichtig machen würden, müssen lediglich identifiziert werden.
• Grafische CAPTCHAs müssen im Alternativtext identifiziert werden (z.B. alt="Grafischer Zugangscode"). Allerdings muss mindestens eine Alternative (nicht-grafische) CAPTCHA bereitgestellt werden.
• Bilder, die der visuellen Erfahrung dienen (z.B. Kunst), sollten im Alternativtext die Angabe der Inhaltsgattung (z.B. "Ölgemälde") sowie Name des Künstlers und des Werks enthalten. Weitere Angaben wie Stil und Epoche können ebenfalls zweckmäßig sein.

Da es unendlich viele Bilder gibt, können hier nur einige Kriterien für beschreibende Alternativtexte vorgestellt werden. Für beschreibende Textalternativen gelten grundsätzlich ähnliche Kriterien wie für identifizierende Textalternativen:

• Der wesentliche Inhalt des Bildes wird im Alternativtext benannt.
• Der Alternativtext überschreitet nicht 80 Zeichen.
• Der Alternativtext ist möglichst objektiv formuliert (außer die Redaktion beabsichtigt eine emotionale Reaktion des Nutzers).
• Der Alternativtext weist auf informative Details, die nicht im Kontext stehen.

Fotos

Für Fotos sollten folgende Fragen bei der Formulierung von Alternativtexten berücksichtigt werden:

• Werden visuell erkennbare Merkmale, Situationen und Handlungen benannt?
• Wenn Personen gezeigt werden, werden sie mit Namen identifiziert?
• Wenn durch die Veröffentlichung des Fotos bestimmte Emotionen ausgelöst werden sollen, werden die Emotionen benannt?
• Wenn das Foto nicht in bis zu ca. 80 Zeichen beschrieben werden kann, wird eine lange Beschreibung bereitgestellt und ein identifizierender Alternativtext eingesetzt?

Info- und andere komplexe Grafiken

Bei Info-Grafiken, Screenshots oder anderen komplexen Grafiken sollten folgende Fragen besonders berücksichtigt werden:

• Wird der Bildtyp (wie "Balkendiagramm", "Organigramm") benannt?
• Werden die wesentlichen Informationen oder Zusammenhänge der Grafik im Alternativtext angegeben?
• Wenn die Inhalte der Grafik nicht in bis zu ca. 80 Zeichen beschrieben werden können, wird eine lange Beschreibung bereitgestellt und ein identifizierender Alternativtext eingesetzt?

Schriftgrafiken

Die Alternativtexte für Schriftgrafiken, aber auch für Plakate, Buchcover oder andere Grafiken mit Text sollten Folgendes berücksichtigen:

• Werden die dargestellten Texte möglichst vollständig im Alternativtext aufgenommen?
• Wenn die Schriftgrafik nicht vermieden werden kann, werden wesentliche visuelle Merkmale der Grafik oder der Schrift beschrieben?
• Wenn die Schriftgrafik nicht in bis zu ca. 80 Zeichen beschrieben werden kann, wird eine lange Beschreibung bereitgestellt und ein identifizierender Alternativtext eingesetzt?

Lange Beschreibungen

Für lange Beschreibungen gibt es verschiedene HTML-Techniken. Wesentlicher Merkmal einer langen Beschreibung ist, dass sie mit der Grafik assoziiert ist. Lange Beschreibungen werden nicht wie ein Alternativtext automatisch von einem Screenreader ausgegeben, sondern erfordern eine Nutzeraktion, um sie anzuzeigen.

1. Eine Grafik kann mit einem Link ergänzt werden, der zu der langen Beschreibung auf einer anderen Seite oder einer anderen Stelle der gleichen Seite führt.
2. Eine Grafik kann mit einem SUMMARY-Element innerhalb eines DETAILS-Elements zusammen mit der langen Beschreibung gruppiert werden.

   <details>
    <summary><img src="die-welt-kann-eine-scheibe-sein.png" alt="Plattenspieler P3"></summary>
    … lange Beschreibung …
</details>

3. Wenn eine Grafik statt mit einem IMG mit einem OBJECT-Element in die Seite eingebunden wird, kann die lange Beschreibung zwischen dem öffnenden und schließenden Tag stehen.

Das in HTML 4.01 spezifizierte longdesc-Attribut für das IMG-Element wird inzwischen nicht mehr empfohlen. Das Attribut wird nur vereinzelt von Browsern und Screenreadern unterstützt.

Lese-Tipps

Zur Pflichtlektüre über Textalternativen gehören:

• Masterarbeit von Sarah Kitza: Gestaltung von Alternativtexten – eine empirische Studie aus Nutzerinnen- und Nutzersicht
• TU Chemnitz: Leitfaden: Alternativtexte für Grafiken