Wofür alternative Versionen geeignet sind
veröffentlicht in 2009
Manchmal müssen Inhalte in einer besonderen Weise aufbereitet werden, um speziellen Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen zu genügen. Die so genannte "Textversion" ist dabei nicht gemeint: Textversionen haben niemals zu den Anforderungen der Barrierefreiheit gehört und können wohl als das größte Missverständnis des barrierefreien Webdesigns bezeichnet werden.
Es geht vielmehr um die Bereitstellung von ergänzenden Inhaltsformen, wie Gebärdensprache oder Leichte Sprache, die den Zugang zu bestimmten Informationen fördern sollen.
Es gibt konkrete Fälle, wo barrierefreie Seiten zusätzlich mit alternativem Inhalt ergänzt werden können oder sollen. Einige Beispiele für das Erfordernis nach zusätzlichen Inhaltsformen sind:
- Visualisierung: Komplexe Inhalte, wie tabellarisch aufbereitete Zahlenwerke oder Abläufe mit einem hohen Grad an wechselseitigen Abhängigkeiten, sollen
durch Diagramme und andere Grafiken verdeutlicht werden. Dies kommt insbesondere Menschen mit Leseschwierigkeiten zu Gute.
Zwei Ansichten desselben Sachverhalts zur besseren Verständlichkeit - Leichte Sprache: Insbesondere Dokumente wie Hilfe-Texte, die das Verständnis der Seite unterstützen, sollen durch alternative Versionen
mit vereinfachten Texten ergänzt werden. Damit erhalten auch Menschen mit Lernschwierigkeiten einen effektiveren Zugang zum Inhalt.
- Audio-Alternativen für Text: Audio-Versionen eines Inhalts sollen als
Aufzeichnung gesprochener Sprache oder als Text-to-Speech-Lösung ebenfalls für Menschen mit Leseschwächen angeboten werden.
- Gebärdensprachfilme: Wichtige Zusammenhänge oder Abläufe sollen zusätzlich zum Inhalt in
Gebärdensprache angeboten werden.
Für diese Beispiele gibt es stets verschiedene Lösungsansätze. Insbesondere für die multimedialen Inhalte können die für bestimmte Nutzergruppen optimierten Fassungen in einer Seite integriert werden.
Für alle Beispiele gilt aber auch, dass eine gesonderte Seite mit der optimierten Inhaltspräsentation angeboten werden kann. Wenn gesonderte Seiten mit leichter Sprache, Visualisierungen, Audio-Fassungen oder einem Gebärdensprachfilm parallel zum Originalinhalt bereitgestellt werden, dann muss der Wechsel zwischen den verfügbaren Inhaltsformen immer auf eine barrierefreie Weise möglich sein.
Folgeprobleme
Weil es sich bei den Alternativen zum Original um andere Inhaltsformen handelt, entstehen zwei "neue" Problemkreise:
- Die besonderen Inhaltsformen sind für konkrete Nutzergruppen optimiert und werden aller Wahrscheinlichkeit für andere Nutzergruppen nicht zugänglich sein: Das eingängigste Beispiel sind Filme in Gebärdensprache, die von der Mehrheit aller Nutzer nicht interpretiert werden können. Aber auch die Visualisierungen von komplexen Daten in Form von Diagrammen werden z.B. für blinde Nutzer kaum verständlich gemacht werden können, es sei denn, die (barrierefreie) Datentabelle selbst wird zum Alternativtext der Visualisierung.
- Es handelt sich um zusätzliche, ergänzende Inhaltsformen, nicht um eine alternative Version zum ursprünglichen Inhalt. Das barrierefreie "Original" wird dadurch zur alternativen Version des optimierten Inhalts. Während im Allgemeinen sichergestellt werden muss, dass die barrierefreie Seite von einer nicht-barrierefreien Seite erreicht werden kann, muss bei der Berücksichtigung verschiedener Inhaltsformen sichergestellt werden, dass alle Versionen der Seite stets zugänglich aufgerufen werden können.
In der Konsequenz bedeuten diese zusätzlichen Aspekte, dass serverseitige Umleitungen nicht eingesetzt werden dürfen. Es sind zusätzliche Links am Anfang der Seite oder an den einzelnen Inhalten selbst zu berücksichtigen, die ein einfaches Hin- und Herschalten zwischen Inhaltsformen zulassen.
Die folgenden Begriffe dieser Seite werden auch im Glossar definiert: