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Lesen, was drinsteht — rausholen, was drinsteckt: Wie blinde Computernutzer sich PDF-Dokumente zugänglich machen geschrieben von Oliver Nadig (2005)

Dieser Beitrag wurde von Oliver Nadig in Oktober 2005 verfasst. Die vorliegende Fassung ist die Version 1.02 vom 25.1.2006.

Dateien im sogenannten Portable Document Format (PDF) finden immer größere Verbreitung – vor allem im Internet. Dafür gibt es zwei Hauptgründe:

  1. PDF-Dateien sind so beschaffen, dass sie – im Gegensatz zu den meisten anderen Dokumentformaten – auf allen Betriebssystemen und in allen Anzeigeprogrammen stets gleich aussehen, und zwar immer so, wie es der Autor beabsichtigt.
  2. Autoren einer PDF-Datei können ihr geistiges Eigentum wirksam schützen, indem sie das Ausdrucken und Kopieren von Dokumentinhalten bzw. den Export in andere Dateiformate durch Verschlüsselung und Einschränkung der Zugriffsrechte verbieten.

Gerade diese beiden für sehende Autoren und Leser vorteilhaften Aspekte ('optisches Erscheinungsbild steht im Vordergrund und ist zunächst unveränderlich' und 'Zugriffsrechte des Benutzers können eingeschränkt werden') sind es, die uns blinden Computernutzern das Leben mit PDF-Dokumenten schwer machen können.

Bei der Arbeit mit dem Computer sind wir auf spezielle Bildschirmvorlesesoftware (sogenannte Screenreader) angewiesen. Diese Programme bereiten die für sehende EDV-Anwender auf dem Computermonitor sichtbare Information auf und präsentieren sie uns mit geeigneten Ausgabemedien: akustisch über eine Sprachausgabe oder tastbar über eine sogenannte Braillezeile.

Die Schwierigkeiten, die wir mit PDF-Dokumenten haben, hängen eng mit der Notwendigkeit zusammen, einen Screenreader benutzen zu müssen – sie lassen sich in drei Problemkreisen zusammenfassen:

  1. PDF-Dokumente können dem Screenreader keine oder zu wenige Informationen über ihre Struktur geben, da sie diese Informationen nicht oder in zu geringem Maße enthalten oder weil dem Screenreader der Zugriff auf diese Informationen aufgrund von eingeschränkten Benutzerrechten verweigert wird.
  2. Einzelne Screenreader unterstützen Programme wie den Adobe Reader, mit deren Hilfe PDF-Dokumente gelesen werden könnten, nur mangelhaft.
  3. Die blinden Benutzer sind im Umgang mit PDF-Dateien nicht genügend geschult.

Ausgehend von diesen Problemkreisen verfolgt der vorliegende Artikel drei Ziele:

  1. Ich möchte erklären, warum die Tatsache, dass das PDF ein optisches und kein logisches Dokumentenformat ist, dazu führt, dass wir viele PDF-Dateien nicht oder nur unter großen Mühen lesen können.
  2. Ich möchte erläutern, wie man mit den verschiedenen Screenreadern PDF-Dokumente lesen kann.
  3. Ich möchte konkret beschreiben, wie man PDF-Dokumente mit Hilfe des Adobe Readers lesen kann oder – falls dies schwierig bzw. unmöglich sein sollte – wie man den Inhalt einer PDF-Datei in ein lesbares Dokumentenformat (Text, Word, z.B.) umwandeln kann.

Um die Probleme, ihre Ursachen und Lösungen zu schildern, muss ich leider eine Menge computertechnisches Detailwissen ansprechen. Damit das nicht so trocken wird, habe ich mich dazu entschlossen, den Artikel in Form eines Dialoges zwischen einem blinden EDV-Berater und einem wissensdurstigen PDF-Neuling zu verfassen.

Rechtliche Hinweise

  1. Das vorliegende Dokument ist geistiges Eigentum des Autors Oliver Nadig (Marburg). Es darf für den privaten Gebrauch kostenlos genutzt und beliebig kopiert werden.
  2. Das Dokument darf nur unverändert und nur kostenlos an Dritte weiter gegeben werden.
  3. Dritten ist der Vortrag und die Weitergabe des Dokuments im Rahmen von EDV-Schulungen, Seminaren, Workshops, Weiterbildungen und ähnlichen Veranstaltungen nur gestattet, wenn entweder die Teilnahme kostenlos ist oder die entsprechende Veranstaltung von einer Organisation der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe durchgeführt wird.
  4. Der Text wurde mit Sorgfalt erstellt, trotzdem sind Irrtümer nicht auszuschließen. Der Autor haftet nicht für eventuelle Fehlinformationen und Schäden, die unmittelbar oder mittelbar durch die Nutzung des vorliegenden Dokumentes entstehen könnten.