Barrierefreies Webdesign ein zugängliches und nutzbares Internet gestalten

Benimmregeln für Datentabellen Einführung geschrieben von Tomas Caspers (2008)

Die Inhalte dieser Seite sind ursprünglich in einer vierteiligen Serie von der Extern: Aktion Mensch veröffentlicht worden. Auf www.barrierefreies-webdesign.de werden die ersten drei Teile auf mehreren Seiten verteilt präsentiert.

In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich, in der Praxis sind sie es nicht

Die wichtigste Voraussetzung für die barrierefreie Nutzung von Datentabellen ist natürlich deren Aufbereitung nach den gängigen Regeln der Kunst – im vorliegenden Fall also nach den W3C-Spezifikationen für HTML 4.01 bzw. XHTML 1.x sowie den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.0). Dies ist der Punkt, für den ausschließlich der Anbieter bzw. der Web-Entwickler die Verantwortung tragen.

Daneben gehört zu einer barrierefreien Nutzung aber auch die Unterstützung dieser Spezifikationen durch die gebräuchlichen Web-Browser und insbesondere durch die Computerhilfsmittel. Was nützt die beste optimal aufbereitete Datentabelle, wenn verbreitete Hilfsmittel diese nicht in einer Form wiedergeben können, die dem Nutzer den Zugang zu den Informationen und deren sinnvolle Verarbeitung ermöglicht? Daher sollte man im Sinne einer barrierefreien Nutzbarkeit immer zusätzlich die tatsächliche Ausgabe in verschiedenen Medien betrachten und bei Entscheidungen für oder gegen bestimmte Elemente und Attribute mit in Erwägung zu ziehen.

Einige dieser Tabellen-Elemente und -Attribute haben sich im Praxiseinsatz nicht bewährt (z.B. summary, caption), oder werden von User Agents und Hilfsmitteln nur unzureichend unterstützt (z.B. axis, headers, abbr). Daher könnte es durchaus passieren, dass diese in kommenden HTML-Versionen (namentlich HTML5) nicht mehr spezifiziert sind. Statt dessen werden wohl eine ganze Reihe neuer Elemente und Attribute eingeführt – die Diskussion über den sinnvollen Einsatz ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch rein akademisch, da die Fertigstellung von Extern, englischsprachig: HTML5 noch geraume Zeit auf sich warten lässt.

Dass es dann aber erst einmal wieder zu einem Bruch zwischen den Standards und ihren Implementierungen in Browsern und Hilfsmitteln kommen wird, liegt in der Natur der Dinge und sollte niemanden davon abhalten, solche Standards weiterzuentwickeln und damit Grenzen zu verschieben. Es ist das alte Ei-oder-Henne-Problem: für die Verbesserung der Zugänglichkeit braucht man zunächst Anwendungsfälle, die neue Standards sinnvoll einsetzen. Erst dann können die Hersteller von Zugangssoftware diese implementieren; aber erst wenn sie implementiert und damit für die Anwender nutzbar sind, werden sie von Autoren auch verwendet werden. Dass es in diesem Zeitfenster zum Problem der mangelnden Zugänglichkeit solcher Innovationen kommt liegt in der Natur der Dinge und spricht nicht gegen, sondern gerade für solche Verbesserungen und vor allem für ihre schnellere Umsetzung.

Es bleibt zu hoffen dass es damit schneller vorangeht als beim HTML 4.01-Standard, der auch 10 Jahre nach Fertigstellung von marktbeherrschenden Hilfsmitteln immer noch nicht vollständig unterstützt wird.